Symposium Egon Eiermann

Symposium Egon Eiermann

Vortrag Prof. Günter Behnisch, Universität Stuttgart, 19.10.1994

“... Ja, und sollte ich auch noch sagen, dass ich einmal tatsächlich mit Egon Eiermann zusammengekommen bin. Das war im Winter 1967/68. Egon Eiermann hatte - als Vorsitzender der Jury im Architektenwettbewerb für die Olympiaanlagen in München - sich engagiert dafür, dass unsere Arbeit mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde, was dann auch geschah. Bei diesem seinerzeit größten und auch repräsentativsten Bauvorhaben der Bundesrepublik gab es sehr viele Interessen und Interessenten, andere Architekten, Gruppen, Parteien, Baufirmen und andere mehr. Jedenfalls konnte in solcher Situation der aus Vertretern von Bund, Land und Stadt zusammengesetzte Aufsichtsrat, der diesen Interessen ausgesetzt war, lange Zeit sich nicht entschließen, uns den Architektenauftrag zu geben. Bedenken - verständlicherweise - wurden vor allem gegen die Art der geplanten Überdachung vorgebracht. Egon Eiermann und Willi Daume hatten - so wurde berichtet - in der Jury sich engagiert für unseren Entwurf eingesetzt. Und sie engagierten sich weiterhin in dieser Sache.

Um das zu versacken drohende Projekt voranzubringen, die Zeit verging schnell, hatte dann Willi Daume eingeladen, unter anderem Egon Eiermann und mich. Willi Daume wohnte am Starnberger See. Und an diesem Abend stürmte und schneite es, man hätte meinen können, dieses „konspirative Treffen“ hätte verhindert werden sollen. Ich kam vom Skifahren mit drei Stunden Verspätung an, eine Stunde vor Eiermann, der aus Baden-Baden kommend ebenfalls im Schnee festgesessen hatte.

Nach Mitternacht kamen wir auf das Thema. Egon Eiermann, den ich bis dahin nicht gesprochen hatte in dieser Sache, beugte sich kurz zu mir und fragte „schafft Ihr das?“.

Nun, ich wußte das ja auch nicht, aber ich sagte mit einer Stimme so fest wie
möglich in dieser Situation „selbstverständlich!“. Welche andere Möglichkeit hätte ich gehabt?

Worauf Egon Eiermann aufsprang die Hand hob und rief „Herr Daume, das Dach ist baubar, wir bauen das Dach“. So oder ähnlich.

Bald daraus trennten wir uns und versuchten, durch das Schneetreiben zurückzufahren. Ja, und das wars! Und so geschah es. Die Überdachung wurde gebaut. ...“

◀ zurück