Lectures and Essays

Der zweite Aufbruch in die Moderne

Vortrag Prof. Günter Behnisch, Union Internationale des Architectes (UIA), Berlin 2002

Ich versuche, den Weg von der „ersten Stuttgarter Schule bis heute“ darzustellen, so, wie ich diesen erlebt habe, zugegebenermaßen aus eingeschränkter Perspektive. Ich werde auch einige von mir bzw. unserem Büro entworfenen Bauten und Projekte anführen; nicht etwa, daß ich diese als überragend gelungen betrachten würde[...].

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Sächsische Akademie der Künste

Vortrag Prof. Günter Behnisch Chemnitz, 15.11.1998

Meine verehrten Damen,
geehrte Herren,
liebe Freunde,

ich bin 76 Jahre alt und beschäftige mich nunmehr 52 Jahre mit Architektur.
Man könnte meinen: jetzt reichts. Aber so ist's nicht.

Was interessiert mich heute an Architektur, was interessiert mich besonders? Als ich jung war, da war die Sache einfach, meine ich heute, da interessierte ich mich für das Technische und das Funktionale stärker. Aspekte, die man messen und beurteilen kann. Heute -im Alter -liegt mir mehr an den vielen und verzweigten Beziehungen von Architektur zur Realität hin und auch und besonders am Formalen. Heute meine ich, das Formale, das sei das speziell Architektonische an der Architektur, ihr eigentlicher Kern.

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Vortrag über Otl Aicher

Günter Behnisch 29. September 1998

Sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen,
liebe Freunde,

höchstwahrscheinlich bin ich nicht derjenige, mit dem Sie über den Entwerfer, Designer, Fachmann für visuelle Kommunikation, Berater, Denker, Schreiber, Baumeister, Gärtner, Bürochef, Wüstenwanderer, Motorradfahrer, Familienvater, Leuchtturm seines Faches, Koch, Esser, Trinker usw. Otl Aicher diskutieren sollten. Und auch nicht über seine Leistungen.

Von den meisten Bereichen, in denen Otl Aicher wirkte, verstehe ich nicht genug. So hätte ich mir nie zugetraut, über die Revolution von Kücheneinrichtungen ein Buch zu schreiben, auch nicht über Türgriffe, ich hätte mich nie zu Fuß in die Sahara gewagt und ein schweres Motorrad hätte ich wohl gerne gefahren, zögerte dann aber doch.

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Der DAI zeichnet Rolf Gutbrod aus

Für Rolf Gutbrod, Stuttgart, Februar 1995

Wir gratulieren.

Wir gratulieren Rolf Gutbrod, der diese Auszeichnung zuerst verdient hat.
Und wir gratulieren dem, der keinen besseren Architekten hätte finden können.

Rolf Gutbrod wurde 1910 geboren in Stuttgart, besuchte die 1919 vom Geheimrat Molt und Dr. Steiner gegründete erste Waldorfschule am Kanonenweg, studierte in Stuttgart bei Bonatz, Wetzel, Keuerleber und Schmitthenner, baute ab 1945 sein Architekturbüro auf, lehrte 20 Jahre an der Architekturfakultät der TH/TU hier in Stuttgart und hat sich vor einigen Jahren sich von seinem Büro gelöst für ein intensives, privates, gesellschaftliches, kulturelles, letztlich stärker nach Dorchnach ausgerichtetem leben.

Seine Mitgliedschaften und Auszeichnungen werde ich hier nicht erwähnen, mit eine Ausnahme: Gutbrod ist Mitglied des Ordens Pour-le-mérite der Bundesrepublik.

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Symposium Egon Eiermann

Vortrag Prof. Günter Behnisch, Universität Stuttgart, 19.10.1994

“... Ja, und sollte ich auch noch sagen, dass ich einmal tatsächlich mit Egon Eiermann zusammengekommen bin. Das war im Winter 1967/68. Egon Eiermann hatte - als Vorsitzender der Jury im Architektenwettbewerb für die Olympiaanlagen in München - sich engagiert dafür, dass unsere Arbeit mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde, was dann auch geschah. Bei diesem seinerzeit größten und auch repräsentativsten Bauvorhaben der Bundesrepublik gab es sehr viele Interessen und Interessenten, andere Architekten, Gruppen, Parteien, Baufirmen und andere mehr. Jedenfalls konnte in solcher Situation der aus Vertretern von Bund, Land und Stadt zusammengesetzte Aufsichtsrat, der diesen Interessen ausgesetzt war, lange Zeit sich nicht entschließen, uns den Architektenauftrag zu geben. Bedenken - verständlicherweise - wurden vor allem gegen die Art der geplanten Überdachung vorgebracht. Egon Eiermann und Willi Daume hatten - so wurde berichtet - in der Jury sich engagiert für unseren Entwurf eingesetzt. Und sie engagierten sich weiterhin in dieser Sache.

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Über unser Büro / About our Practice

July, 1994

Unser Architekturbüro ist vor vierzig Jahren entstanden. Seinerzeit hatte ich mit Bruno Lambert - einem Freund aus dem Studium - den Auftrag erhalten für den Neubau einer Handelsschule des Landkreises Schwäbisch Gmünd; aufgrund eines Erfolges in einem Architektenwettbewerb. Danach kam der Neubau des Hans Baldung-Gymnasiums und dann des Landratsamtes, alles in Schwäbisch Gmünd und durch Architektenwettbewerbe.

Einige Jahre danach hatten wir ein weiteres Architekturbüro installiert in Düsseldorf, der Heimatstadt Bruno Lambarts, nachdem wir in Duisburg und in anderen Städten Wettbewerbe gewonnen und Aufträge erhalten hatten (zum Beispiel Schulgebäude in Duisburg-Hüttenheim und Duisburg Ungelsheim). Beide Architekturbüros hatten genügend Arbeit. So blieb Bruno Lambart letztlich in Düsseldorf, ich blieb in Stuttgart; und es lag nahe, zwei voneinander unabhängige Architekturbüros weiterzuführen.

Das Architekturbüro in Stuttgart lief dann mehrere Jahre nunmehr unter meinem Namen. Im darauffolgenden Zeitabschnitt haben wir den Namen des Projektarchitekten dem meinen hinzugefügt, also zum Beispiel ''Behnisch & Bidlingmeier'', ''Behnisch & Seidel'' usw.

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Vortrag

Copenhagen, October 1991

Part 1

Our office has been in existence for 40 years. For the first fifteen years we were a relatively small team.
There were never more than 15 architects working with us. We worked in the Stuttgart region in southern Germany. In this respect we could easily have been called regional architects.
But, on the other hand our partners had come to us from other regions, and in a way they were "immigrants". One was from Pomerania a former German province that is now part of Poland. Two came from the Soviet-occupied part of Germany, from Saxony and so on. It’s probably because of this background that we didn’t become truly regional architects; and we hadn’t intended to either.

For some twenty years now I have tried to ensure that as many as possible of the architects, who work in our office are from other regions. Today we have around 100 architects working with us and probably 80 of them are not local people. Many of them are from Hesse (I taught at the Faculty of Architecture in Darmstadt for two decades). Several come from other European countries and there is a big overseas contingent.

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Gespräch: Demokratie und Architektur

Vortrag in Bonn-Bad Godesberg, 22.06.1989

Das Thema, über welches ich vortrage, ist weit und groß. Je länger man sich damit beschäftigt - und unser Büro ist seit langem damit befasst - wir versuchen seit nunmehr 17 Jahren für den Deutschen Bundestag ein Gebäude zu planen - umso vielfältiger und weitverzweigter erscheint dieses Thema. Einiges von dem, was ich erfahren - und glaube, auch erkannt zu haben, trage ich vor.

Und gestatten Sie hier schon den Hinweis, dass dasjenige, was schon mittels des differenzierter entwickelten und handhabbareren Materials Wort und seines Gefüges schwierig ist, nämlich: sich klar auszudrücken, ungemein schwieriger wird und spröder beim Bauen, wenn man arbeitet mit Stahlträgern, Glasscheiben, Leichtmetallprofilen und Dienststellen der Exekutive, also mit von sich aus eigensinnigen und störrischen Elementen.
Bei meinem Vortrag muss ich manchen enttäuschen, auch Freunde, die im Voraus angemahnt hatten, ich sollte doch ja etwas über dies und das sagen, über Profitopolis z.B., über Städtebau, Regionalplanung, den Individualverkehr, über die Planungen der Konzerne, über Industriebau über den Petersberg, etc.
Tut mir leid: Alles geht nicht in diesen 30 Minuten.

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Vortrag zum 100. Geburtstag von Hugo Häring

Prof Günter Behnisch, Biberach, 20.05.1982

Sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Freunde,

zum 100. Geburtstag Hugo Härings wird es uns nicht leicht uns - wie es uns aufgegeben wurde - vorwiegend mit der eigenen Zeit zu beschäftigen, mit der Basis und der Legitimation für die eigene Arbeit; besonders dann, wenn wir den, den Gedanken Hugo Härings zugrundeliegenden Anspruch vergleichen mit. der Praxis unseres Alltages.

Sicher, auch zu unserer Rechtfertigung kann uns manches einfallen: z.B., dass Hugo Häring den in seinen theoretischen Schriften formulierten Anspruch in der Praxis seines Alltags nur wenig "ausprobieren " konnte, dass von ihm selbst - leider – nur recht wenige Bauten existieren. Dieser Mangel an Praxis konnte möglicherweise dazu führen, dass Hugo Häring sich in seinen Gedanken doch etwas abgehoben haben könnte von dem, was wir Realität nennen.

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Das "Freie" oder auch das "Befreiende'' in oder durch Architektur

Prof Günter Behnisch – BauKo III Vorlesung: 19.4.1978

Kunst und Architektur sind nicht in allen Zeiten gleich, füllen nicht einen einmal für immer abgegrenzten Bereich. Ein heute gebauter Tempel wäre banal - so erhaben solcher in seiner Zeit gewesen sein mag. Ebenso der Versuch, heute Bilder zu malen wie vielleicht Raffael, Rembrandt - und um in die neuere Zeit zu gehen - Renoir oder Miro dies taten.

In Kunst spiegeln sich die Kräfte wider, die bei ihrem Entstehen wirksam waren. Ändern sich diese Kräfte, so muss einfach das sichtbare Phänomen dieser Kräftekonstellationsich ebenfalls ändern.

Schon von hieraus können wir erkennen, dass Mies v.d.Rohe, Le Corbusier, Frank Lloyd Wright - um die 3 Großen der vorangegangenen Generation zu nennen – selbstverständlich auch zeit-, orts-, kurzum situationsgebunden waren in ihrer Arbeit, und dass es "nicht richtig wäre", wollte man versuchen, ein Haus wie M.v.d.R. zum Beispiel zu bauen.

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Großer BDA-Preis für die Olympiaanlagen 1972

Dankrede Günter Behnisch, Stuttgart 1972

Herr Präsident,

Zwei Auszeichnungen wurden uns im Zusammenhang mit unserer Architektenarbeit für das Oberwiesenfeld, den Olympiapark in München zuteil:
Vor einigen Wochen hat Bundeskanzler Willy Brandt in einem persönlichen Brief mir zu unserer Arbeit gratuliert. Und nun erreicht uns heute die Auszeichnung des Bundes Deutscher Architekten.

Beide Vorgänge ziehen geradezu die Betrachtung darüber nach sich, wer nun was und wen auszeichnet. Ich will diese Betrachtung hier öffentlich nicht wiederholen. Aber ich will schon sagen, dass wir gerade über diese beiden Anerkennungen besonders erfreut, besonders befriedigt sind.

Auf der einen Seite die Anerkennung des Politikers, der moralischen Autorität, und heute die Anerkennung durch unsere Kollegen, durch die Architekten, durch die unabhängigen Architekten im BDA.

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Ist Architektur noch erforderlich, noch zeitgemäß, brauchen wir noch Architektur?

Festrede Günter Behnisch, Architektenkammer Rheinland-Pfalz, November 1972

Ist Architektur noch erforderlich, noch zeitgemäß, brauchen wir
noch Architektur?
So und ähnlich lauten Themen, die in diesen Tagen dort, wo
Architekten sich treffen, vorgetragen werden; und man ist
- infolge einer gewissen Müdigkeit - versucht, diese Fragen
kurz und bündig mit "ja" zu beantworten, denn wir wissen, daß
Architektur seit nunmehr 5 000 Jahren nachweisbar ist, und es
läßt sich schnell fragen: Warum sollte das jetzt anders sein?

Schwieriger wird es, wenn wir fragen, was Architektur nun sei.
Gestaltete Umwelt - als Begriff unserer Zeit, Baukunst, das
Schaffen von Räumen, Baugestaltung, Ordnung schaffen.

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